Am Vormittag fuhren wir zu den Waitangi Treaty Grounds. Die Neuseeländer nennen den geschichtsträchtigen Ort auch ganz pathetisch “Birthplace of the Nation”.
Dementsprechend schnicke ist dann auch der wichtigste Ort des Landes hergerichtet, 40$ Eintritt, Museum, restaurierte original Gebäude, Fahnenmast, Meerblick – schick!
Aber im Ernst, das was da am 6. Februar 1840 an einer Anhöhe der Bay of Islands passierte, war außergewöhnlich. 45 Stammesführer der Maori, Polynesier die lange vor den weißen Europäern Aotearoa besiedelt hatten, schlossen Frieden mit den britischen Besatzern und gründeten gemeinsam das Land New Zealand. Den Namen gab der Holländer Abel Tasman dem Land, angelehnt an die niederländische Küstenregion Zeeland, denn er war der erste Europäer der das lange unentdeckte Land 1642 mit seinem Schiff erreichte.
Der einmalige Vertrag zwischen den Ureinwohnern und Vertretern der britischen Krone regelte das Zusammenleben und auch die Aufteilung von Land und See. Unbestritten ist die Fassung in der Sprache der Maori nicht annähernd vergleichbar mit der englischen, kannten die Stämme doch lange gar keine Schrift und ihr Verständnis von Eigentum und Besitz war eher mystischer Natur und nicht mit europäischem Recht überein zu bringen. Warum stimmten die Krieger dann dem Vertrag zu? Heute sagen sie teilweise, dass sie hintergangen und ausgenutzt wurden, sich nie der Krone unterworfen hätten und den Verlust des ganz überwiegenden Teil des Landes an die Pakeha – die Weißen – unter keinen Umständen zulassen wollten.
Fakt ist, die jahrelangen Kriege mit ungleichen Waffen hätten die Maori wohl irgendwann komplett vernichtet. Zudem ankerten die Franzosen, die zweite Weltmacht im Erobern von neuen Ländern immer wieder in neuseeländische Buchten. Und die arroganten Festland-Europäer missachteten wiederholt die Regeln und Bräuche der Maori. Sie betraten den Ureinwohnern heilige Landstriche und wurden so noch mehr zum Feindbild. Die Briten verstanden es da mehr den Weg der Kommunikation und des Handels zu suchen und gaben zumindest den Anschein ihre Partner zu achten und respektierten deren Bräuche. Schließlich brachten sie auch Güter mit, welche die Maori sehr begehrten. Also waren wohl die Briten insgesamt auch das kleinere Übel.
Die Situation heute ist verzwickt, man blickt nicht so richtig durch, welche Rolle die Maori jetzt innehaben. Fakt ist, dass es vielerorts wie eine Parallelgesellschaft wirkt, wobei die weißen Einwohner eher auf der Sonnenseite sitzen und gerne die Kunst und Kultur der Maori – nicht zuletzt touristisch – schätzen und vermarkten.
Der geschichtsträchtige Ort wurde gerade vor zwei Wochen um ein Museum erweitert, sehr gut wurde dort die Historie der beiden Kulturen gegenübergestellt. Von der Ankunft der ersten Menschen in Aotearoa bis heute. Das Haus in dem der gesandte der Krone lebte und vor dem das Zelt für den Vertragsschluss stand, ist originalgetreu restauriert und eingerichtet und ein unglaubliches Kriegskanu der Maori für über 100 Krieger liegt dort und kann bestaunt werden. Ebenfalls – dem britischen Haus an die Seite gestellt – findet sich dort ein typisches Versammlungshaus der Maori. Darin erlebten wir eine beeindruckende Zeremonie mit Musik und Tanz. Begonnen hat alles schon vor dem Haus mit einem Haka, dem furchteinflößenden Kriegstanz. Olivia war geschockt vom Geschrei, aber wollte auch keine Sekunde verpassen und klammerte sich tapfer an den Buggy.
Zuvor aber bekamen wir noch eine 45 min Führung von keiner geringeren als der eineiigen Maori Schwester von Cindy aus Marzahn. Natürlich kein pinker Anzug aber die Statur und Art mit dem Humor…. Einfach Cindy. Natürlich war die Führung inhaltlich hoch spannend und dank der Ähnlichkeit entsprechend kurzweilig.
Der Parkplatz war dann beim Verlassen der Treaty Grounds gespickt mit schicken Oldies. Eine nette Sammlung!
Im Anschluss brachen wir Richtung Kauri Coast auf. Die Westküste der Norinsel hat nicht nur den größten zusammenhängenden Kauri Wald, sondern auch den größten Regenwald des Landes. Das Navi schlug zwei Routen von Kaikohe dahin vor. Die eine war rund 60km und 1,5 Stunden, die andere 130km und knapp 2 Stunden. Wir wählten die kürzere Strecke. Warum alle Schilder den langen Weg auswiesen und das Navi diesen auch favorisiert hatte, merkten wir nach 10km. Die Überquerung der Berge war auf knapp 50km kurvenreicher Gravel Road (Schotterpiste).
Wir fuhren trotzdem weiter und die Fahrt war ein Erlebnis. Der Gravel Road Gott meinte es gut mit uns, die Straße war im ordentlichen Zustand. Auch der immer stärker werdende Regen machte nur die Szenerie besser, nicht jedoch die Piste schlechter. Trotzdem waren wir froh am Abend bei strömendem Regen den Top 10 Platz in Kaihu erreicht- und somit ein Nachtlager mit Küche und Aufenthaltsraum zu haben.